Motivationstraining

Zielgruppe

Betreuer/-innen (Psycholog/-inn/-en, Sozialpädagog/-inn/-en, ...), die mit Jugendlichen arbeiten

Zugangsvoraussetzungen

keine spezifischen. Die TeilnehmerInnenzahl ist limitiert (mind. 12 und max. 15 TeilnehmerInnen).
Anmeldungen werden entsprechend dem Eingangsdatum berücksichtigt.

Motivationsförderung von Jugendlichen

„Keine Lust?“ Ein Satz mit dem sich viele Betreuer/-innen in ihrer täglichen Arbeit konfrontiert sehen. Aber wie gehe ich mit dieser Unlust um? Hinter dem „Ich will nicht“, „Ich habe keine Lust“ und ähnlichen Aussagen stehen alterstypische Schwankungen, aber auch problembelastete Lebensumstände, die Einfluss auf die Motivation haben. Durch altersentsprechende Entwicklungsprozesse und Entwicklungsaufgaben nimmt die Leistungsbereitschaft bei Jugendlichen grundlegend ab und es steigt die Abneigung gegenüber Fremdmotivation. Die mangelnde Leistungsbereitschaft wird bei vielen Jugendlichen zusätzlich durch psychische und soziale Belastungen erschwert.

Die Inhalte dieses Kurses zielen daher darauf ab, Betreuer/-innen, die in der Jugendarbeit (z.B. Betreuung von Jugendlichen in WGs, Unterstützung von Jugendlichen bei der Heranführung an den nächsten individuellen Ausbildungsschritt) tätig sind, einen umfassenden Methodenkoffer zu vermitteln, um die Jugendlichen entsprechend ihren Möglichkeiten zu motivieren. Dazu werden jeweils drei Basis- und Aufbaumodule angeboten.

Lehrgangsziele
  • Wissens- und Kompetenzsteigerung der TeilnehmerInnen
  • Sicherung des größtmöglichen Transfers der Inhalte in den Arbeitsalltag
  • Selbstwirksamkeitsförderung der TeilnehmerInnen
Lehr- und Lernkonzept
  • fachliche Inputs
  • viele Übungen (Reflexionsübungen, Rollenspiele, etc.) und Diskussionsmöglichkeiten in Klein- und Großgruppen
  • fallbasiertes Arbeiten
  • starke Verschränkung zwischen Theorie und Praxis
Beurteilung

Für eine positive Absolvierung des Lehrgangs ist eine aktive Teilnahme von mindestens 80% der Präsenzzeit notwendig. Zusätzlich ist das Durchführen von Übungen zwischen den einzelnen Modulen obligat. Zu Beginn der Aufbaumodule gilt es einen Fall aus der eigenen Arbeitspraxis zu wählen, anhand dessen einzelne Inhalte des Trainings angewandt und reflektiert werden sollen. Dieses Projekt wird beim letzten Treffen präsentiert und gemeinsam mit den anderen Teilnehmer/-innen diskutiert.

Dauer und Umfang (ECTS) des Lehrgangs

  • 6 Module zu je 2 Tagen (09.00 – 17.00), d.h. in Summe 96 UE zu 45 Minuten (= 72 Stunden)
  • Additiv geschätzter Zeitaufwand pro Teilnehmer/-in (Übungen, eigenes Fallbeispiel): ca. 28 Stunden
  • Gesamtumfang der Fortbildung in ECTS: 4 ECTS (= 100 Stunden)

Aufbau und Gliederung des Lehrganges

Es werden drei Basis- und Aufbaumodule angeboten:

Basismodule

Basismodul 1:

Das erste Basismodul ist der Einführung in das Thema „Motivation“ gewidmet. Dies beinhaltet folgende Themen:

  • Zentrale Motivationstheorien und daraus abgeleitete Förderansätze
  • Systemische & lösungsorientierte Ansätze: Ihre Relevanz für Motivationsförderung
  • Professionelle Helfer/Helferinnen: Merkmale und Gelingensfaktoren
  • Spezifische motivationale Problematiken bei Jugendlichen: Reflexion anhand der Entwicklungsaufgaben des Jugendalters

Basismodul 2: 

Das zweite Basismodul befasst sich konkret mit der praktischen Anwendung von Motivationsförderung bei Jugendlichen. Insbesondere wird dabei eingegangen auf:

  • Lösungsorientiertes Handeln: Prinzipien & Anwendungsmöglichkeiten
  • Grundlagen der Veränderungsmotivation und Therapiemotivation
  • Das lösungsorientierte Programm „Ich schaffs!“ von Ben Furman
  • Selbstwert, selbstwertschützende Strategien und entsprechende Interventionsmöglichkeiten

Basismodul 3:

Im dritten Basismodul wird im 1. Teil ein zentraler Teilbereich von Motivation, nämlich „Interesse und Interessenförderung bei Jugendlichen“ genauer fokussiert.  Dazu wird folgendes thematisiert:

  • Interessenstheorien
  • Bedeutung und Entwicklung von Interessen
  • Interventionsmöglichkeiten

Der 2. Teil ist einem weiteren zentralen Teilbereich der Motivationsförderung gewidmet, nämlich Attributionen (Ursachenerklärungen) und Feedback. Konkret wird folgendes thematisiert:

  • Einblick in Attributionstheorien: Relevanz von Attributionen für das Verhalten
  • Veränderung von Attributionen und erlernter Hilflosigkeit: Reattributionstrainings und Feedback

Am Ende ist auch eine Zwischenreflexion des Weiterbildungsangebots inkludiert, bei der ausführlicher Feedback von den Teilnehmer/-innen zu den bisherigen Modulen eingeholt wird und möglicherweise notwendige Adaptierungen/inhaltliche Ergänzungswünsche diskutiert werden.

Aufbaumodule

Aufbaumodul 1:

Zu Beginn des ersten Aufbaumoduls wird das Thema „Psychohygiene bei professionellen Helfern/Helferinnen“ angesprochen – denn ohne „gefestigte“ und motivierte Helfer/-innen ist die Motivierung von Jugendlichen nur schwer möglich. Eingegangen wird daher auf: 

  • Notwendigkeit von Psychohygiene
  • Individuelle und professionelle Maßnahmen der Psychohygiene

Weiteres wird das Thema „Emotionen und Emotionsregulation: Bedeutung für Verhalten & Lernen“ diskutiert:

  • Auslöser, Stellenwert und Entwicklung von Emotionen bzw. Emotionsregulation
  • Interventionsmöglichkeiten für den Betreuungsalltag

Abschließend wird mit den Teilnehmer/-innen die Ausarbeitung ihres zu bearbeitenden Fallbeispiels besprochen (s. auch Beurteilungskonzept). Die Teilnehmer/-innen sollen einen Fall aus ihrer eigenen Arbeitspraxis wählen, anhand dessen einzelne Inhalte des Trainings angewandt und reflektiert werden sollen. Aufgabe ist es - anhand eines Leitfadens - bis zum nächsten Modul den Klienten/die Klientin kurz zu beschreiben sowie das geplante Vorgehen vorzustellen.

Aufbaumodul 2:

Das 2. Aufbaumodul befasst sich mit häufigen psychischen Erkrankungen im Jugendalter und ihrem Einfluss auf die Lernmotivation. Eingegangen wird dabei auf:

  • Externalisierende Störungen (Störung des Sozialverhaltens, ADHS)
  • Internalisierende Störungen (Ängste, Depressionen)
  • Selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität
  • Interventionsmöglichkeiten für den Betreuungsalltag

Des Weiteren stellen die Teilnehmer/-innen die geplanten Fallbearbeitungen vor.

Aufbaumodul 3:

Der 1. Teil des letzten Moduls ist dem Thema „Lernförderung aus motivationspsychologischer Sicht“ gewidmet:

  • Grundlagen zum Gedächtnisaufbau, Lernen und Lernkompetenzen
  • Möglichkeiten der Lernberatung unter Berücksichtigung von Lernstörungen und Leistungsängsten

Im 2.Teil wird zur Sicherung der Lerninhalte des gesamten Weiterbildungsangebots interaktiv ein Rückblick auf die Lerninhalte („Refreshing“) gegeben. Zudem stellen die Teilnehmer/-innen ihre ausgearbeiteten Praxisbeispiele vor, anhand derer gemeinsam über den Transfer einzelner Modulinhalte reflektiert werden kann.

Lernergebnisse und Lernziele

Die Teilnehmer/-innen wissen…

  • was Motivation ist und alles umfasst (z.B. Erfolgserwartungen, Selbstwert, Wertschätzung, Interesse, Attributionen, Bezugsnormen). Sie haben dazu verschiedene Theorien und Modelle kennen gelernt.
  • welche Faktoren die Motivation von Personen (insbesondere die Lern- und Arbeitsmotivation) beeinträchtigen können.
  • vor welchen Entwicklungsaufgaben Jugendliche generell stehen und welche protektive Faktoren für die Bewältigung dieser notwendig sind.
  • über die spezielle motivationale Situation von „schwierigen“ Jugendlichen Bescheid.
  • wie Situationen gestalten werden können, dass Personen eine höhere Veränderungs-, Lern- und Arbeitsmotivation zeigen können (z.B. systemische, lösungsorientierte Ansätze; Möglichkeiten der Selbstwert-, Interessensförderung; Feedback). Sie haben dies v.a. vor dem Hintergrund der speziellen Situation der Zielgruppe betrachtet.
  • was externalisierende und internalisierende Störungen sind. Sie haben einen Überblick über zentrale Merkmale sowie Interventionsmöglichkeiten insbesondere für die Störung des Sozialverhaltens, ADHS, Ängste, Depressionen und Suizidalität kennen gelernt (optionales Modul).
  • wie soziale und emotionale Kompetenzen sowie Lernkompetenzen in Verbindung mit der Motivation einer Person stehen. Sie haben zu diesen Thematiken entsprechende Modelle und Fördermöglichkeiten kennengelernt.
  • wie Leistungsängste die Motivation und das Lernverhalten von Jugendlichen beeinträchtigen können. Sie haben über Entstehungs- und Interventionsansätze reflektiert.
  • wie eine gute Zusammenarbeit mit anderen Kontexten (Lehrer/-innen, Eltern/Angehörigen, Arbeitgebende) gestaltet werden kann, um gemeinsam ein motivational förderliches Umfeld zu gestalten.

Die Teilnehmer/-innen haben zu allen Themen praktische Anwendungsmöglichkeiten kennengelernt und erprobt (Selbsterfahrung während des Kurses bzw. Anwendung mit Jugendlichen in ihrem Arbeitsalltag). Die Teilnehmer/-innen haben zudem über ihre Rolle als professioneller Helfer/professionelle Helferin sowie über ihre eigene, motivationale Situation (bezogen auf ihr Arbeitsfeld) reflektiert. Sie haben sowohl die Wichtigkeit der eigenen Psychohygiene und Strategien zur Förderung dieser kennen gelernt.

Evaluation des Lehrganges

Unser Weiterbildungsangebot wird evaluiert. Dazu wird am Ende jedes Moduls ein Fragebogen an die Teilnehmer-/innen ausgegeben. Das hierdurch gewonnene Feedback dient einerseits dazu, künftige Kurse zu optimieren, andererseits aber auch die Möglichkeit, offen gebliebenes bzw. bestimmte Wünsche in den folgenden Modulen aufgreifen zu können. Am Ende des dritten Moduls findet eine ausführliche Reflexionsrunde über den bisherigen Fortgang des Lehrgangs statt: Die Teilnehmer/-innen haben hier die Gelegenheit ihre bisherigen Lernerfolge zu reflektieren und Anliegen für die Gestaltung der kommenden Module zu äußeren. Wenn immer möglich werden diese aufgegriffen.